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„Hast du, habe ich nur so lange das Recht zu leben, solange wir produktiv sind, solange wir von den anderen als produktiv anerkannt werden?“

– Diese Frage stellt Bischof Clemens August Graf von Galen in einer Predigt am 3. August 1941 in Münster. Im Sommer 1941 ist es die dritte Predigt in Folge, in der der streitbare Katholik die Praxis der nationalsozialistischen Diktatur anprangert. Klar und ohne Scheu vor anderen Meinungen hat er sich schon früh geäußert. Bibel und christliche Lehre sind Grundlage seines Denkens und seiner Haltung. Politisch konkret wird es für ihn, als er im Sommer 1933 zum Bischof von Münster geweiht wird. Seine Äußerungen gegen die unchristliche Menschenverachtung der Nazi-Ideologie und -Praxis werden zunehmend schärfer.

Adolf Hitler unterzeichnete im Oktober 1939 einen Erlass in dem es heißt, „dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankenzustandes der Gnadentod gewährt werden kann.“ – Dieses „Kann“ in der sogenannten „Euthanasie“-Ermächtigung führte zur Ermordung von ca. 200.000 Kindern und Erwachsenen in Deutschland, die als geistig oder anderweitig behindert eingestuft wurden. Nach den Predigten des Bischofs von Münster widerruft Hitler im August 1941 seinen Erlass! Nazi-Größen fordern die Verurteilung und Tötung des Bischofs. Seine Stellung und die Beliebtheit bei vielen Menschen bewahren ihn. Nach Kriegsende wird er als „Löwe von Münster“ gefeiert. Im Februar 1946 wird er vom Papst in Rom zum Kardinal ernannt. Vier Wochen später, am 22. März 1946, verstirbt Kardinal von Galen in Münster.

Wie alle Menschen war auch er nicht fehlerfrei, manche Erkenntnis kam spät. Aber er hat Klartext geredet: „Wenn einmal zugegeben wird, dass Menschen das Recht haben, unproduktive Mitmenschen zu töten, dann ist der Mord an uns allen, wenn wir alt und altersschwach und damit unproduktiv werden, freigegeben. Dann ist keiner von uns seines Lebens mehr sicher.“ So erinnert Kardinal von Galen an die Gebote der Bibel und bleibt 75 Jahre nach seinem Tod Vorbild und Mahner für Caritas, Diakonie und unsere Gesellschaft.

Ihr Thomas Günzel

Weiterführende Informationen u.a.:

 

 Bischof Clemens August Graf von Galen