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Gott sagt: „Schaut her, ich schaffe etwas Neues! Es beginnt schon zu sprießen – merkt ihr es denn nicht?“ (Jesaja 43, Vers 19)

Endlich Frühling! Jedes Jahr bin ich erleichtert, wenn die Tage länger werden, es nicht mehr so dunkel ist. Ich freue mich, wenn es langsam wärmer wird. Ich sehe – jedes Jahr wieder mit Staunen – die ersten Schneeglöckchen und Winterlinge und Krokusse. Wenn mir dann noch Schmetterlinge über den Weg fliegen, ist das Glück perfekt. Sie sind so schön und bunt und machen mich fröhlich.

Darüber hinaus aber sind sie auch ein wunderbares Bild dafür, dass Gott ganz überraschend ganz Neues wachsen lässt. Die Raupen fressen sich durch die Blätter, kriechen durch die Gegend. Sie können sich nichts anderes vorstellen. Vielleicht träumen sie manchmal davon, nicht mehr immer solchen Hunger zu haben, nicht mehr nur sehen zu können, was sie direkt vor Augen haben. Träumen davon, leicht zu sein und frei. Das weiß ich nicht – mit Raupen kann man sich so schlecht unterhalten. Vielleicht sind sie auch völlig zufrieden mit dem Essen und Schlafen und Kriechen und erklärten jeden für verrückt, der ihnen sagte, dass sie einmal bunt und schön durch das Sonnenlicht fliegen würden. Aber so ist es: Sie werden völlig neu. Fliegen in Höhen, die ihnen vorher verschlossen waren, sehen alles aus einer ganz neuen Perspektive.

Sie sind sozusagen ein fliegender Beweis dafür, dass das, was wir sehen, nicht alles ist, was möglich ist – wer traut einer Raupe schon das Fliegen zu! Sie sind aber auch ein Bild dafür, dass es seine Zeit braucht, um so verwandelt zu werden. Dass es Zeiten der Dunkelheit, des Rückzugs und der Stille auf diesem Weg geben kann. Dass man am Anfang des Weges nicht weiß und es sich auch nicht vorstellen kann, was am Ende sein wird.

Das ist ein gutes Bild für Ostern: Am Anfang steht Jesus, der Mensch, in dem uns Gott begegnet. Er stirbt am Kreuz. Ein schmerzhafter und einsamer Weg, der im Grab endet. Aber er endet, wider Erwarten, doch nicht dort. Sondern am Ende lebt Jesus, begegnet seinen Jüngerinnen und Jüngern und ist auch bei uns.

Das ist in verschiedener Hinsicht wunderbar: Zum einen ist da jemand bei uns, der unser Leben gut kennt, auch dessen schwere Seiten. Der uns verstehen und beistehen kann. Zum anderen zeigt er uns Gottes Möglichkeiten, die nicht einmal beim Tod enden. Gott kann Neues wachsen lassen auch dort, wo wir uns das nicht vorstellen können. Manchmal kann ich mir im Winter nicht vorstellen, dass es jemals wieder warm und hell und bunt sein wird. Oder ich kann mir nicht vorstellen, dass es nach einer großen Enttäuschung wieder neues Glück geben kann. Oder nach einer Krankheit wieder Wohlbefinden. Nach der Trauer wieder Freude – oder auch mitten in der Trauer. Kann mir nicht vorstellen, dass es nach einem Streit wieder ein Miteinander geben kann. Oder eben Leben nach dem Tod.

Jeder Schmetterling erinnert mich daran: Gott lässt Neues wachsen. Er kann das. Das wussten schon die Propheten des Volkes Israel, die von Jesus noch nichts ahnten.

Und es beginnt schon, das Neue. Wir können es sehen – hoffentlich! Trotz allem, was dagegen zu sprechen scheint wie Krieg und Naturkatastrophen, Krankheit und Verletzungen, Hass und Bosheit. Es werden Schmetterlinge aus Raupen. Es wächst, wo es vorher karg war und kahl. Menschen finden neuen Mut, wo sie ganz verzweifelt waren. Andere stehen denen bei, die Hilfe brauchen. Liebe wächst, wo Verletzungen waren. Versöhnung wächst, wo Streit war. Alles das gibt es. Manchmal sehen wir es nicht, weil das andere, das, was dem Leben widerspricht, so groß ist. Aber es wächst. Ich wünsche uns offene Augen für das Neue, für Gottes Möglichkeiten – und für die Schmetterlinge, die uns daran erinnern.

Zu Ostern 2023 und im Frühling grüßt Sie herzlich Ihre Pfarrerin Ulrike Penz

 

Schmetterlinge im Frühling„Wenn mir dann noch Schmetterlinge über den Weg fliegen, ist das Glück perfekt. Und sie sind ein wunderbares Bild dafür, dass Gott ganz überraschend ganz Neues wachsen lässt.“

 

Pfarrerin Ulrike Penz wünscht Ihnen gesegnete Ostern!Pfarrerin Ulrike Penz wünscht Ihnen gesegnete Ostern!