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Ob durch Sport, Strapazen im Job, Übergewicht oder durch das Alter – Schmerzen z. B. im Knie, an der Hüfte oder an der Schulter belasten den Alltag und das Wohlbefinden enorm und können auch die Mobilität insgesamt einschränken. Am Orthopädischen Zentrum in Rothenburg ist „Arthroskopie“ das erste Mittel der Wahl, wenn es darum geht, solche Gelenk-Erkrankungen zu behandeln – aber was genau verbirgt sich hinter dem Fachbegriff? Am 1. Februar 2022, zum offiziellen „Tag der Arthroskopie“, beleuchtet Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Jaroslaw Zalewski die verbreitete chirurgische Methode genauer.

Lange medizinische Traditionen

Arthroskopie ist ein Gebilde aus zwei altgriechischen Wort-Bestandteilen: arthron heißt ‚Gelenk‘, skopein meint ‚betrachten‘, also lässt sich Arthroskopie mit „Gelenkspiegelung“ übersetzen. Die erste dokumentierte Arthroskopie wurde 1912 auf dem Deutschen Chirurgen-Kongress durch den Dänischen Chirurgen Severin Nordentoft durchgeführt.

Mit dem Trend, die chirurgische Behandlung immer weniger invasiv zu machen, verbreiteten sich die arthroskopischen OP-Techniken immer weiter. Anfänglich war die Arthroskopie eigentlich nur eine diagnostische Methode. Durch die Entwicklung der MRT-Diagnostik hat die Arthroskopie als reine Untersuchungsmethode jedoch an Bedeutung verloren. Arthroskopische Chirurgie hilft heutzutage dennoch sehr häufig, Erkrankungen z. B. am Knie-, Schulter-, Hüft-, Ellenbogen- oder Sprunggelenk zu erkennen, zu klassifizieren und zu behandeln.

Gelenk-Erkrankungen minimalinvasiv und effektiv behandeln

Um eine Arthroskopie bzw. arthroskopische Operation durchführen zu können, werden in der Regel zwei bis fünf knopflochgroße Zugänge (kleine OP-Schnitte) benötigt. Durch einen von diesen Zugängen wird ein sogenannter Obturator eingeführt – ein röhrenartiges Instrument mit Zu- und Ablauf mit Ventilen. Durch den Obturator wird ein Glasfaserkabel mit Kamera in das Gelenk eingeführt. An einem HD-LCD-Monitor angeschlossen, kann der operierende Arzt somit das Gelenk von innen betrachten. Danach wird die Gelenkhöhle mit einer Flüssigkeit (Ringerlösung oder 0,9% NaCl Lösung) aufgefüllt. Entweder durch die Erdanziehung (mit einer in Höhe von ca. 2 Meter aufgehängten Flasche) oder durch eine spezielle Pumpe wird ein bestimmter Druck ausgeübt, der die Gelenkkapsel gedehnt. Dies verbessert nochmals die Sicht und die Zugangsmöglichkeiten zu den verschiedenen Gelenkelementen. Durch die anderen Zugänge werden die feinen, speziellen OP-Instrumente eingeführt – zum Beispiel der Tasthaken, welcher zum Basisinstrumentarium gehört.

Hier kommt Arthroskopie zum Einsatz

Das Knie gehört zu den am häufigsten arthroskopisch behandelten Gelenken. Im Kniegelenk befinden sich zwei runde, aus dem elastischen Bindegewebe aufgebaute Strukturen, nämlich Innen- und Außenmeniskus. Ihre Aufgabe: Durch Vergrößerung der Kontaktfläche zwischen den Oberschenkelrollen und dem Schienbeinkopf die Lastübertragung und Rotationsstabilität zwischen dem genannten Gelenkpartnern zu verbessern und dadurch den Knorpel zu entlasten. Die weiteren Elemente, die die Stabilität und den regelrechten Ablauf der Streck- und Beugebewegung gewährleisten, sind die Kreuz- und Seitenbänder. Durch ihre Funktion sind die Menisken und die Bänder der Kniegelenke besonders anfällig für Verletzungen. Bestimmte Arten der Band- und Meniskusverletzungen lassen sich jedoch erfolgreich arthroskopisch behandeln. Die an der Gelenkkapsel ausgerissenen Menisken lassen sich wieder befestigen, sodass ihre Funktion wiederhergestellt werden kann. Die irreparabel beschädigten Meniskusteile können entfernt werden, was Beschwerden lindert und prophylaktisch gegen die Knorpelschädigung wirkt.

Eine artroskopisch durchgeführte Wiederherstellung des vorderen Kreuzbandes ermöglicht den Patienten, weiterhin sportlich aktiv zu sein. Zudem beugt es das Auftreten des vorzeitigen Gelenkverschleißes vor. Mit dem Alter der Patienten steigt auch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der degenerativen Meniskusverletzungen oder Knorpelschäden – sie können Schmerzen verursachen und das Laufen erschweren. Durch die minimalinvasiven arthroskopischen Methoden lassen sich diese Krankheiten des Kniegelenkes teilweise oder vollständig behandeln. Die Notwendigkeit einer Knieersatz-OP kann dank dieser Behandlung häufig um mehrere Monate oder sogar Jahre hinausgeschoben werden.

Im Rahmen der Arthroskopie ist es auch möglich, viele schmerzhafte Schulter-Probleme positiv zu beeinflussen. Die Schleimbeutel, die sich um den Oberarmkopf herum befinden, werden mit der Entwicklung des Engpass-Syndroms („Impingement“) bei manchen Bewegungen des Schultergelenkes zusammengepresst und entwickeln eine Entzündung, die häufig schmerzhaft ist. Beim weiteren Fortschritt dieser Krankheit kommt es zu Schädigungen der Sehnen der sogenannten Rotatorenmanschette. Diese Struktur besteht aus fünf Sehnen, die den Muskeln zugehören, welche sich am Schulterblatt, Oberarmknochen und die Brustkorbwände befinden. Diese Muskeln führen komplizierte Bewegungen des Oberarmknochens im Schultergelenk aus, deren Schädigung wiederum verursacht Schmerzen und beeinträchtigt den Bewegungsablauf der Schulter. Durch die arthroskopischen Verfahren können die stark entzündeten Schleimbeutel entfernt werden. Die beschädigten Sehnen können entweder genäht oder rekonstruiert werden, ohne die Notwendigkeit einer vollständigeren Eröffnung des Gelenkes. Dank solchen Therapien kann die Entwicklung der vollsymptomatischen Arthrose, also dem Verschleiß von Gelenken, entweder gebremst oder auch gestoppt werden.

Auch im Fall des Hüftgelenkes kann Arthoskopie in Einsatz kommen. Ähnlich wie in der Schulter kann es im Hüftgelenk zum sogenannten „Impingement“-Syndrom kommen. Hier geht es darum, dass ein Teil des Schenkelhalses (eine buckelartige Verdickung am Oberschenkel-Kopf-Halsübergang, welcher im Rahmen der anderen Krankheiten des Kinderalters des Hüftgelenkes entstehen kann) in Kontakt mit der Gelenklippe (Labrum) der Gelenkpfanne kommt. Dabei entsteht ein sogenannten Nockenwellenphänomen und die Gelenklippe wird Schritt für Schritte bei jedem Kontakt mit dem Knochen immer weiter beschädigt. Sollte es komplett zerstört werden, entwickelt sich häufig ein Defekt im knöchernen Gerüst der Pfanne. Diese Prozesse sind immer mit einer schmerzhaften Entzündung verbunden.

Eine Arthrose kann auch bei jüngeren Patienten auftreten. Um schmerzhaften Verläufen von Gelenk-Erkrankungen vorzubeugen, können die arthroskopischen Methoden angewendet werden. Durch minimalinvasive Zugänge kann die Ursache der Krankheit, die Verdickung am Schenkelhals, mit einer feinen Fräse entfernt werden und die Gelenklippe kann entweder befestigt oder falls notwendig auch entfernt werden.

Impingement-Syndrome können auch im Sprunggelenk oder im Ellenbogengelenk vorkommen – auch diese können arthroskopisch behandelt werden. Die im Rahmen der Arthrose oder „Osteochondrosis Dissecans“ (Abtrennen der Knorpelteile von der knöchernen Unterlage) entstandenen freien Gelenkkörper, die für die „Blockaden“ der Gelenke verantwortlich sein können, können unter Zuhilfenahme der Arthroskopie ebenfalls entfernt werden.

Die Arthroskopie kann weiterhin als Hilfsmethode bei der Behandlung von Krankheiten des rheumatischen Formenkreises angewendet werden. Die genannten freien Gelenkkörper oder die entzündlich veränderte Gelenkinnenhaut können ohne ausgedehnte Eingriffen arthroskopisch entfernt werden.

Die Betroffenen sind dankbar dafür, dass die minimalinvasiven Methoden der arthroskopischen Gelenkchirurgie in unserem Haus Schmerzen lindern und Gelenkerkrankungen vorbeugen können, ohne dass aufwendige operative Eingriffe nötig werden.


Die Orthopädisches Zentrum Martin-Ulbrich-Haus Rothenburg gGmbH, ein Unternehmen der Diakonie Miteinander, vereint eine Fachklinik für Orthopädie, eine Klinik für Rehabilitation, ein Wohnpflegeheim für Schwerstkörperbehinderte und eine Tagespflege.

 

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Jaroslaw Zalewski


    Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Jaroslaw Zalewski